In meiner Auffassung gehe ich grundsätzlich von der Lehre der Wiedergeburt der menschlichen Seele nach einer Zeit im jenseitigen Bereich aus. So wie es in der menschlichen Entwicklung bestimmte Stufen wie Babyzeit, Kindheit, Teenagerzeit, Jugend und das Alter gibt, so hat auch die Seele auf ihrem Weg durch die Inkarnationen bestimmte Lebensalter zu durchlaufen- und auf diesen Stufen ganz spezifische Erfahrungen zu machen, um dann zur nächsten Stufe fortzuschreiten.
Das Seelen-Alter ist ein Entwicklungsprozess, der über viele Leben reicht und den man in bestimmte Zyklen unterteilen kann.
Es werden 5 Seelenalter unterschieden:
1. die Babyseele
2. die Kind Seele
3. die Junge-oder Teenager-Seele
4. die Reife Seele
5. die Alte Seele.
Hier nun einige Merkmale für die einzelnen Seelenalter:
Säuglingsseele:
„Die Säuglingsseele umfasst meine ersten Leben im Körper. Ich komme aus einer Welt, wo ich, in meiner Seelenfamilie geborgen, keinen Schmerz und keine Angst kenne. Jetzt plötzlich habe ich Hunger, sexuelle Bedürfnisse, bin so allein in meiner Haut, kann verletzt werden, ja sterben.“
All das ist so neu und so unheimlich. Ich habe sehr viel Angst und brauche die dauernde Nähe meiner engsten Blutsverwandten, mit denen ich auch zusammen in einem großen Raum schlafe.
Ich komme aus einer geistigen Welt und nun gehe ich davon aus, dass auch die körperliche Welt voller Geister ist, mit denen ich mich gut stellen möchte, denn ich habe große Angst vor ihnen: Den Geist im Baum, im Fluss, im Wind muss ich günstig stimmen durch Rituale und Opfer. Mein Grundgefühl ist das des Säuglings: Ich bin sehr hilflos. Nach ungefähr 10 Leben macht sich die Seele darauf gefasst, dass sie sich aus der Enge der abhängigen Geborgenheit lösen muss und bereitet sich vor auf das Stadium der Kind-Seele, das sie hinausführen wird aus der bislang noch dankbar empfundenen Hilflosigkeit.
Kind Seele:
„Als Kinderseele werde ich etwas unternehmungslustiger. Ich brauche mehr Unabhängigkeit. Jetzt gehe ich auch schon mehr in die Welt hinaus, um sie zu erkunden.“
Wie ein Kind, das dem Käfer ein Bein ausreißt, um zu sehen, was passiert, gehe ich mit der Welt recht gefühllos um, weil ich es einfach noch nicht besser kann. Auch jetzt habe ich noch große Angst. Ich glaube an Götter, die ich mir wie besonders mächtige Menschen vorstelle, die z.B. auf dem Olymp wohnen und unsterblich sind.
Vor allem bringe ich ihnen noch Opfer, auch Menschenopfer, besonders zu festlichen Anlässen. So wie Abraham begreife ich irgendwann, wenn meine Angst nachgelassen hat, dass ich auch Tiere opfern kann, aber Opfer müssen sein. Wie ein Kind fühle ich mich noch recht abhängig und unselbständig.
Dass Veränderung im großen Veränderung im kleinen voraussetzt, ist mir nicht einsichtig. Wenn die Dinge nicht so stehen, wie ich es mir wünsche, hat das immer mit den anderen zu tun und ist deren Schuld.
Junge ( oder Teenager-) Seele:
„Die junge Seele will nun, wie der Mensch in der Pubertät und dem jungen Erwachsenenalter, endlich selbständig werden, die Abhängigkeit und die Hilflosigkeit hinter sich lassen.“
Dies ist die Zeit, in der ich ganz besonders meine Ich-Stärke entwickeln möchte und mir die Erde untertan mache, auch wenn sie dabei völlig ausgeplündert wird. Macht und Reichtum sind mir sehr wichtig und ich habe viel kriegerisches Durchsetzungsvermögen.
Mein Gott ist ein mächtiger Gott, der keine anderen Götter neben sich duldet und ganz allein angebetet werden will. Er ist wie ich es mir von mir selber wünsche, willensstark und straft gerne, wenn man seine Gebote nicht erfüllt. Mit ihm kann ich meine Feinde gut besiegen.
Gegen Ende dieser Phase bin ich nach meiner Vorstellung so stark, dass ich gar keinen Gott mehr brauche und Atheist werde. Ich sehe auf herkömmliche Religionen mitleidig herab, aber was eine persönliche Spiritualität ist, kann ich mir noch gar nicht vorstellen, das ist mir unheimlich und da werde ich zynisch oder ironisch, denn das macht mir Angst. Ansonsten glaube ich mich aber auf dem Gipfel menschlicher Entwicklung.
Reife Seele:
„Die Reife Seele entdeckt, dass sie ein Innenleben hat und sie fällt aus dem Höhepunkt ihres vorherigen Machtgefühls in tiefe Unsicherheit. Was ist denn da innen bloß alles los? Das ist ja unsicher, das ist ja so subjektiv, so relativ.“
Jetzt muss ich ja selber herausfinden, was richtig ist, da stimmt oft die Religion und die Moral nicht mehr für mich. Ich lerne, dass Reife die Fähigkeit der Distanz zu mir selber ist. Und damit wächst die Distanz zu anderen und ich bin mehr und mehr allein.
Mein Gott wird liebevoller, subjektiver, verliert das Personenhafte, wird mehr eine innere Wahrnehmung von Realitäten, die ich gar nicht so genau beschreiben kann. Ich lege mich mit den herkömmlichen Realitäten an, weil ich sie zu lieblos finde.
Meine Beziehungen müssen menschlich stimmen, die Schau nach außen für die Nachbarn und das Image ist nicht mehr genug. Lieber Single sein als eine dauerhaft lieblose Beziehung durchhalten. Mein seelisches Wachstum wird mehr ein hoher Wert.
Alte Seele:
„Der Zyklus der Alten Seele ist einer Thematik gewidmet, die sich mit den Worten Einsamkeit und Verbundenheit beschreiben lässt. Während alle vorangehenden Zyklen der Loslösung vom Kollektiv galten und die zunehmende Individualisierung, Freiheit und Bewusstheit der Seele anstrebten, nähert sich die Bewusstheit jetzt ihrem Höhepunkt im Körper, und die Seele erkennt unwiderruflich ihre Fragmentierung.“
Sie versucht zu Beginn dieses Zyklus diese Erkenntnis noch zu leugnen, sie zu überspielen, doch will es ihr nicht mehr gelingen, die Augen vor ihrer essentielle Wahrheit zu verschließen. Und diese essentielle Wahrheit lautet: Sie ist auf der Ebene des Körpers allein.
Religion bedeutet der Alten Seele grundsätzlich eine Absage an alle etablierten Formen von Glauben und Dogma. Glaube wird ersetzt durch Gewissheit, doch muss eine Seele, um Gewissheit zu erlangen, durch viel Ungewissheit hindurchgehen. Sie sucht nach dem Vereinigenden, Übergreifenden.
Sie spürt das göttliche Prinzip in sich selbst manifestiert, weiß jedoch nicht immer, wie sie es fassen oder begreifen soll. Sie sucht nach Verbindungen mit dem Allganzen und findet Brücken zu den Kräften, denen sie sich anvertraut, doch nur in wenigen anderen Menschen, in der Natur oder im eigenen Herzen.
Durch die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Seelenalter erhält die Seele einen gewissen Rahmen, kann sich aber innerhalb dieses Rahmens frei entfalten, entwickeln und ihr Leben gestalten.
Der Zyklus der jungen , oder Teenager-Seele dauert in der Regel sehr lange. Er umfasst alle Eigenschaften, auch die unangenehmen, die ein Mensch von seiner Pubertät bis an das Ende seiner Zwanzigerjahre besitzt. Unsere Erde ist zur Zeit überwiegend von jungen Seelen bevölkert, wir können es an vielen Brennpunkten erkennen. Dabei werden einige dieser Seelen den Weg zur reifen Seele gehen, andere werden sich nach und nach in einer Zeit der erhöhten Schwingung verabschieden.
Jeder Mensch fühlt sich durch das angesprochen, was ihn mitschwingen lässt, was ihn interessiert. Jeder hat also seine eigene Welt, in der er lebt, hervorgerufen durch seinen Lebensplan. Deshalb gerät die Seele in Resonanz mit Menschen und Gegebenheiten, die eine ähnliche Struktur wie sie selbst aufweisen. Sie sucht sich passende Eltern und ihre Umgebung aus, um dort ihre Erfahrungen zu machen und eines Tages darüber hinauszugehen.
Die Seele verharrt so lange auf einer Stufe, bis sie alle Erfahrungen gemacht hat, die diese Stufe kennzeichnen, bis sie die entsprechenden Ängste erlebt und abgebaut hat. Dann schreitet sie in einer neuen Inkarnation in das nächsthöhere Seelenalter fort.
Alle Seelenalter haben ihren eigenen Wert. Jede Seele erfüllt einfach die Notwendigkeiten ihrer Entwicklung. und es gibt keiner qualitativen Unterschiede. Das Wissen um die Seelenalter als Waffe der Verachtung gegen andere einzusetzen, zeigt nur Unreife an und verhindert die eigene Weiterentwicklung.
(Die Charakterisierungen habe ich sinngemäß teils den Büchern von Varda Hasselmann/ Frank Schmolke, Archetypen der Seele und der Zeitschrift "Die andere Realität", Heft Nr. 2/1998 entnommen. )
Sophie